Programm

kutsch open air

Neun Stunden Rock, Reggae und röhrende Pop-Diven auf der Burg Kutsch-Open-Air: Nach dem Regen strömten die Besucher in das alte Gemäuer / Unterhaltsamer Stil-Mix mit jungen Talenten und alten Haudegen Lindenfels. So knallbunt wie der Cocktail an der Bar war auch die Musik. Fünf Bands waren am Samstag angereist, fünf unterschiedliche Stilrichtungen waren zu hören. Das Kutsch-Open-Air auf der Burg Lindenfels hatte für jeden etwas zu bieten: Rock, Reggae, Chartbreaker von heute und gestern, röhrende Pop-Diven und Gitarristen, die ihre funkelnde Gibson Les Paul gen Himmel hielten und die Leute mit einem sphärischem Sound betörten. Es sollte ein Riesenfestival werden, von 17 Uhr bis 2 Uhr nachts. Aus dem ganz großen Wurf wurde jedoch nichts. Gewitter verzögerten den Beginn. Während der Regen auf das alte Gemäuer prasselte, kamen die Besucher tröpfchenweise. Erst zu mitternächtlicher Stunde nahm der Andrang spürbar zu. Dabei konnte Organisator Matthias Arras mit \"Stage Diva\" gleich zu Beginn ein echtes Zugpferd in die Manege schicken. Den fulminanten Start erlebten nur einige wenige Zuhörer. Die siebenköpfige Band um Sänger Astulf Ickler covert Perlen der Rockmusik auf ziemlich unnachahmliche Weise. Fetzige Rhythmen und eine haarige Bühnenshow hielten sich die Waage. Ickler konnte dabei wiederholt unter Beweis stellen, dass er wandlungsfähig wie ein Chamäleon ist. Bei einem Nirvana-Hit setzte er sich eine Langhaar-Mähne à la Curt Cobain auf, bei \"Angels\" von Robbie Williams glänzte er mit einem gegelten Kurzhaarschnitt, beim Reggae tauchte der Kopf unter in einem Meer aus Rastalocken. Als nächste war Anna-Lena mit Band an der Reihe. Mit der Gitarre unterm Arm trug sie Eigenkompositionen vor. Eine Songwelt zwischen Soul und Pop, die ruhig, besinnlich bis schmusig, immer aber melodiös daher kommt. Mit ihrer ausdrucksstarken, samtweichen Stimme setzt sie einen dezenten Kontrast zum Mainstream-Rock mit seinen vorzugsweise metallischen Klängen. Zu späterer Abendstunde folgte \"Jigger Jam\" mit der stimmgewaltigen Frontfrau Janie Dixon. Doch bevor es losging, war ein ausgiebiger Soundcheck fällig. Zum Ärger der Zuhörer zupften und trommelten die Musiker rund eine halbe Stunde lang testweise auf der Bühne herum. Liedgut aus fünf Jahrzehnten war angesagt. Vor allem die alten Tina-Turner-Songs gefielen. Die blonde Lady mit dem Bauchnabeltatoo und der magischen Stimme heizte den Leuten kräftig ein. Immer mehr Leute strömten in die Burg. Vor der Bühne waren erste zaghafte Versuche zu beobachten, die Musik in Bewegung umzusetzen. Ein weiteres Highlight an diesem Abend war die Renée Walker Band, Spezialisten für New Pop, Modern Rock und Soul. Coverversionen und selbstgeschriebene Songs standen auf dem Programm. Frontfrau und Kopf der Band ist Renée, an diesem Abend eine weitere starke Stimme mit Ausstrahlung. In eine ganz andere Richtung marschierte das Kutsch-Open-Air mit Ras Abraham. Der Mann mit den Rastalocken pendelt zwischen Rootsreggae, Lovers Rock und Cultural Dancehall. Songs wie der Dancehall-Titel \"My God And King\" mit seinen treibenden Rhythmen und dem anfeuerndem Background-Gesang sowie die vitale Stimme des Maestro brachten die Fans zum Hüpfen. Die Titel zeugen von Professionalität und künden von einer langen musikalischen Karriere, die Ende der sechziger Jahre auf Jamaika mit den \"Slickers\" begann. Abraham jammte mit den Wailers und Peter Tosh. Er brachte nicht nur seine \"Message Music\" nach Europa, sondern mit \"Irie Vibes\" auch eine Band, die für eine mitreißende Liveshow sorgt. Die Mischung macht\'s. Es war ein Live-Konzert für alle Generationen. Kinder, Teens und Twens fühlten sich musikalisch ebenso gut aufgehoben wie Oldies und Goodies. Selbst die Jüngsten wippten und sangen mit. Der Veranstalter hat einmal mehr bewiesen, dass die alten Gemäuer der Burg ein tolles Ambiente für moderne Musik abgeben. moni Bergsträßer Anzeiger 24. Juli 2006